Stuntfight

Hangar 18

ÜBER KAMPFCHOREOGRAFIE

Eine Kampfchoreografie ist ein fester Ablauf und das ästhetische und handwerkliche Produkt eines/r KampfchoreografIn, der/die sich auf die Entwicklung und Vermittlung einer sicheren und wiederholbaren Darstellung von Gewalt versteht.

Eine Kampfchoreografie kann sowohl im Medium des Theaters als auch im Film verankert sein, wobei sich aufgrund der unterschiedlichen Perspektiven und Rezeptionsweisen beider Medien die in der K. verwendeten Techniken unterscheiden können. Eine Kampfchoreographie ist Teil einer Dramaturgie und kann als entscheidendes Element den plot weiter vorantreiben, umkehren, oder beenden. Im zeitgenössischen Theater und modernen Tanz, vor allem aber im Bereich des Spektakels / Re-Enactments, kann sie auch für sich alleine stehen.

Aufgrund ihrer Körperlichkeit vermittelt sie eine absolute Gegenwart und Unmittelbarkeit, und kann die Wahrnehmung des Rezipienten nicht nur rational, sondern vor allem emotional beeinflussen. Eine Kampfchoreographie unterstützt die Gesamtdramaturgie und bringt dem Publikum das dramatische Personal und deren Geschichte in einem körperlich ausgetragenen Konflikt näher. Sicherheit, Glaubwürdigkeit und Wiederholbarkeit einer Kampfchoreographie sind oberste Maxime.

Eine K. ist eine künstlerische Interpretation eines dramaturgischen und ästhetischen Ganzen und bedient sich in ihrer Darstellung physischer Konflikte den Prinzipien und Techniken verschiedener Bewegungskünste. Dabei etabliert sie eigene Techniken und Verabredungen, die zwar größtenteils aus dem Kampfsport und der Kampfkunst entlehnt sind, jedoch als Ziel nicht das tatsächliche Überwinden eines Gegenübers hat. Vielmehr steht das Zeigen einer Illusion von Gewalt im Vordergrund. Das Auge des Zuschauers soll getäuscht werden, nicht das Auge des Partners. Die für die Kampfchoreographie verwendeten Requisiten sind keine tatsächlichen Waffen, sondern Sportgeräte oder für den realen Kampf unbrauchbar gemachte Theaterwaffen.

Die Ästhetik und Art einer Kampfchoreographie ist abhängig von dem sie umgebenden fiktionalen und reellen Kulturraum und divergiert je nach der zugrundeliegenden historischen Zeit.

Teilbereiche der Kampfchoreografie sind u.a. Intimacy Directing (Darstellung von Intimität/Erotik) und das Genre der Domestic Violence.

Der Beruf des Kampfchoreografen (hier ist immer auch die weibliche Form mitgedacht) hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr vom reinen Techniklehrer / Trainer hin zum eigenständigen künstlerisch tätigen Beruf gewandelt. Er hat eine sicherheitsrelevante Funktion und leitet in Zusammenarbeit mit der Regie die Proben. Hierfür interpretiert er die dramatische Vorlage und ist während seiner Anstellung verantwortlich für die körperliche und psychische Unversehrtheit der Darsteller. Aufgrund dieser historischen Verschiebung im Berufsfeld des Kampfchoreografen ist der Kampfchoreographie heutzutage ästhetischer Mittler zwischen darstellendem Personal und Regie. Sein künstlerisches Produkt entsteht aus der Kollaboration seiner Expertise, der Fähigkeit der Schauspieler, sowie den Mitteln, die er von den angrenzenden Gewerken (Regie, Dramaturgie, Kostüm, Bühnenbild, Technik, Ausstattung, etc.) zu Verfügung gestellt bekommt.

Im Vergleich zu ähnlichen Berufen, wie dem Stuntkoordinator, oder Stuntman, arbeitet der Kampfchoreographie nicht immer mit professionellen Kämpfern. Der K. führt im seltensten Falle selbst aus und muss zusätzlich zu seiner kämpferischen Expertise sowohl über ein pädagogisches als auch schauspielerisches und dramaturgisches Grundverständnis verfügen.